Warum verlassen 18-24 Jährige die Gastronomie? Daran könnte es liegen!
Anna Haugh, Küchenchefin der Gordon Ramsay Group, hat in ihrem Leben als Jungköchin und als Chefköchin mit vielen talentierten jungen Leuten gearbeitet.
In ihren mehr als 16 Jahren Küchen-Erfahrung hat sie allerdings auch Situationen und Dinge gesehen, die die gleichen jungen und talentierten Männer und Frauen dazu brachten, das Handtuch zu werfen.
In der Situation in der wir uns in der Gastronomie und der Hotellerie gerade befinden, sind genau diese jungen Leute so wichtig wie nie zuvor für den Fortbestand der Branche und des Kochberufes.
Was bringt junge Köche und Gastronomen dazu, schon nach wenigen Monaten oder wenigen Jahren die Branche zu verlassen?
Und können wir etwas daran ändern?
Eine kurze Geschichte
Als Anna als Jungköchin in die ersten Küchen kam, sah sie Verhaltensweisen von Chefköchen, Sous Chefs und Kollegen die mit Respekt oder normalem Umgang wenig zu tun hatten.
Sie verstand jedoch relativ schnell, dass sie als Jungköchin wenig daran ändern konnte, wenn der Chefkoch es auf einen ihrer Kollegen abgesehen hatte.
Eines Abends kam sie nach Hause und schwor sich, dass wenn sie einmal die Verantwortung haben würde, solche Dinge niemals passieren würden. Sie wird ihre Küche anders führen. So etwas wird bei ihr nicht passieren!
Einige Monate später arbeitete Sie mit einem neuen Kollegen (Sidi).
Er war für einen Mann eher klein, litt unter einem entstellten Gesicht von einem Unfall und hatte für einen ihrer damaligen Kollegen wohl die falsche Hautfarbe.
Sidi arbeitete schneller, härter und gewissenhafter als alle anderen Köche in diesem Restaurant und half, wenn es hart auf hart kam, auch dem Abspüler.
Dieser eine Kollege, der es auf Sidi abgesehen hatte nutzte jede noch so kleine Möglichkeit, um ihn bloßzustellen oder nieder zu machen.
Und das jeden Tag — mindestens drei, vier Mal. Er machte sich über seine Hautfarbe, seine Sprache und sein Aussehen lustig.
Als Anna sich das nichtmehr anhören konnte brach sie ihre goldene Regel und setzte sich für Sidi ein. Die Folge war, dass sie daraufhin von ihren Kollegen ignoriert wurde und auch manchmal selbst in das Kreuzfeuer geraten ist.
Aber sie konnte nicht anders. Sie musste sich für ihren Kollegen einsetzen.
Warum sagte sonst niemand etwas?
Anna bemerkte, dass sie von ihren Kollegen nicht die einzige war, der diese Situationen unangenehm war.
Klar, es gab Kollegen denen es einfach egal war, aber der Großteil versteckte sich in der Masse und war schlicht und ergreifend einfach zu feige, etwas zu sagen.
Nelson Mandela hat einmal gesagt „Am Ende erinnern wir uns nicht an die Worte unserer Feinde, sondern die Stille unserer Freunde„.
Anna konnte Sidi nicht alleine helfen und die Tatsache, dass sich auf von ihren Freunden niemand für ihn oder sie einsetzt hat sie geprägt.
Auch wenn sie damals teilweise selbst zum Opfer wurde, wünscht sich Anna heute, dass sie sich öfter für Kollegen wie Sidi eingesetzt hätte.
Das sind die Auswirkungen
Wir haben in unserer Branche ein schwerwiegendes Problem, das richtige Personal zu bekommen. Und sobald wir fähige Leute in unserem Küchenteam haben, tun wir uns schwer, sie zu halten und langfristig zu binden.
Am stärksten betrifft das 18 bis 24 jährige Köche, die gerade ihre Ausbildung begonnen oder abgeschlossen haben.
Denn diese Generation will wie wir alle in einem Umfeld arbeiten, in dem sie sich wohl fühlen. Sie wollen Kollegen haben, denen sie vertrauen können.
Trotzdem verlieren wir viele dieser jungen Köche. Und das liegt nicht nur am Stress, den langen Tagen oder der Bezahlung. Wir verlieren sie, weil sie anfangen zu trinken oder Drogen zu nehmen. Wir verlieren sie, weil sie ihre freien Tagen im Bett verbringen und nicht draußen mit ihren Kollegen unterwegs sind.
Wir verlieren sie, weil wir ihnen kein Arbeitsumfeld bieten in dem sie das Gefühl haben ein Teil von etwas zu sein.
Ein Cocktail für Depressionen
Selbstmord ist die Nummer ein Todesursache unter jungen Männern und die zweithäufigste unter jungen Frauen.
Wenn Menschen gemobbt oder nicht respektiert werden, ziehen sie sich zurück. Wenn man zu dieser Mischung noch ein paar 60-70 Stunden Wochen, eine neue Stadt ohne Freunde und im schlimmsten Fall das falsche Elternhaus mixt, hat man den perfekten Cocktail für Depressionen.
Die Dinge die Anna im Laufe ihrer Karriere gesehen hat, würden wahrscheinlich jeden von uns wütend machen.
Nach einige Situationen hat sie Kollegen gesehen die sagten „Wir sehen uns später nach der Pause“. Dann kamen sie nie wieder. Ihre Freundinnen haben dann ihre Messer und Kochjacken abgeholt und sich die Sprüche der anderen Köche anhören müssen.
Sie meint, dass in schwierigen Situationen vor allem soziale Beziehungen außerhalb der Küche für junge Köche wichtig sind.
Erster Schritt: Externe Ansprechpartner
Jemanden zu haben, der an einen glaubt und mit dem man ein paar positive Worte wechseln kann, ist laut Anna sehr sehr wichtig.
Vor allem dann, wenn man gerade einen Service aus der Hölle hatte und man selbst daran Schuld war und einen jeder dafür verantwortlich macht.
Jeder Koch hat bereits eine solche Situation erlebt, in der er daran Schuld war, dass irgendetwas überhaupt nicht funktioniert hat. Oder zumindest dachte man, dass es der eigene Fehler war.
Anna denkt, dass man damit nur umgehen kann, wenn man jemanden hat, der einem zuhört.
Zu dem man gehen und sich Rat holen kann. Gerade als junger Koch fühlt man sich jedoch oft nicht verstanden und irgendwie hilflos.
Obwohl Anna sieben Tage Wochen, Monate ohne Urlaub und unzählige 16 Stunden Schichten hinter sich hat, ging es ihr psychisch nicht schlecht. Denn sie hatte immer einen oder mehrere Freunde oder Familienmitglieder die ihr zur Seite standen.
Sie hat nicht wie viele andere einfach in Stille gelitten, sondern versucht über ihre Herausforderungen und Probleme zu sprechen.
Was können wir als Kollegen tun?
Laut Anna Haugh ist es das Beste, die Thematik so zwanglos wie möglich anzusprechen und offen darüber zu reden.
Wichtig ist, das es völlig normal ist, manchmal schlecht drauf zu sein. Es ist normal, Zweifel zu haben oder sich isoliert zu fühlen.
Sei für deine Kollegen da und sei die Person zu der man in deiner Küche geht, wenn man über etwas ernstes reden will.
Wenn du Mobbing erlebst, setze dich ein und sage vor den anderen Kollegen zu der Person die respektlos ist „So reden wir hier nicht miteinander!“.
Mehr braucht es nicht. Es muss nicht kompliziert sein!
Gute Menschen tun schlechte Dinge… Nicht jeder der sich über andere lustig macht oder sie versucht runter zu ziehen ist ein Unmensch.
Vielleicht hatte er in seinem Leben selbst Erlebnisse die ihn negativ geprägt haben.
Respekt führt zu Respekt und Mobbing führt zu Mobbing.
Daher, bleibe respektvoll und setze dich für deine Kollegen ein!
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