„Köche sind einfach eine komische Spezies. Wir können uns einfach nicht helfen.“ Paul Sorgule ist selbst erfahrener Koch und schreibt regelmäßig über die Psychologie von Köchen. Jetzt hat er auseinandergenommen, von was Köche besessen sind und was sie eigentlich antreibt. Wenn du Koch bist oder andere Köche kennst, dann solltest du das unbedingt lesen. Du wirst verstehen, warum Köche so sind, wie sie sind.

1. Wir sind bereit, unsere Zeit dafür zu opfern

Jeder Koch beschwert sich über die unzähligen Stunden, die er in der Küche verbringt. Aber es gibt auch keinen Koch, dem gesagt wird, dass er 90 Stunden arbeiten muss. Das Köche das manchmal trotzdem tun, hat unterschiedliche Gründe. Manche Köche fühlen einfach die Verantwortung, andere haben kein Vertrauen in ihre Kollegen oder haben Angst von anderen überholt zu werden. Andere wiederum nutzen die Küche als Rückzugsort und fühlen sich dort wohl. Wenn du Koch bist, dann ist dieser eigentlich krankhafte Einsatz, normal.

2 Wir erwarten von jedem anderen dies einfach zu akzeptieren

Nur weil wir unser Schicksal in der Küche sehen und es über jegliche andere Verpflichtung im Leben stellen, gehen wir davon aus, dass alle anderen nur lächeln und das akzeptieren. Wir gehen davon aus, dass andere verstehen, warum wir keine Balance im Leben wollen. Manche haben das Glück und haben eine Familie und Freunde, die das verstehen und akzeptieren. Andere hingegen opfern alles für diesen Job.

3. Wir schauen jeden Teller, der die Küche verlässt an, als würde darauf unsere Unterschrift, unsere Reputation, Adresse und Telefonnummer stehen

Köche sind Besessene (obwohl manche das bestreiten würden), denen ihre Reputation über alles geht. Ihnen ist wichtig, wie sie andere sehen und was andere über sie denken. Sie glauben, dass jeden Tag aufs Neue alles auf dem Spiel steht und haben Angst, dass ein Teamkollege oder ein anderer Mitarbeiter einen Fehler macht, der auf sie zurückfällt. Deshalb wollen sie auch immer in der Küche sein.

4. Wir können unsere Sehnsucht zum Detail nicht unterdrücken, denn wir wissen, dass jedes Detail zählt

Köche sind verflucht mit „Restaurant Augen“. Das ist eine wichtige Eigenschaft für jeden, der eine Küche anführt, aber kann auch eine schwere Last sein. Köche sehen jedes Detail und versuchen andere entsprechend zu trainieren, dass sie das auch tun. Wenn jemand anderer nicht so sehr darauf achtet und einen „Fehler“ macht, dann sind sie dazu geneigt, selbst das Ruder zu übernehmen und den Fehler zu beseitigen.

5. Wir haben den angeborenen Wunsch, Dinge zu verbessern

Wenn man niemals zufrieden ist, dann führt das zur Sucht, Dinge auseinanderzunehmen und wieder neu zusammenzubauen. Das ist eine Eigenschaft, die man eigentlich von Künstlern kennt. Es gab eine Zeit zu der Picasso das Museum, in dem seine Werke ausgestellt waren, nicht ohne Begleitung betreten durfte. Der Grund dafür war, dass er ständig versucht hat, Fehler in seinen Werken zu finden und diese direkt vor Ort auszubessern. Köche sind genau gleich. Ein Gericht, welches die Gäste geliebt haben, kann schnell von der Karte verschwinden, wenn der Koch damit nicht mehr glücklich ist.

6. Wir selbst sind unser größter Kritiker

Die meisten Köche hassen es von anderen bewertet zu werden, weil sie bereits wissen, wo sie sich noch verbessern müssen. Es gibt vielleicht ein paar Gegenbeispiele, aber man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Köche extrem kritisch mit ihrer eigenen Arbeit sind.

7. Wir lieben Wettkämpfe

Es liegt in der Natur eines Kochs, dass er Wettkämpfe liebt. Wir können uns einfach nicht helfen. Wir wetteifern mit unseren Kollegen (egal ob Freund oder Feind), mit anderen Restaurants und am meisten mit uns selbst. Köche müssen in ihrem Kopf einfach gewinnen. Besseres Essen, interessanteres Menü, mehr Kunden, bessere Küchenfinanzen, bessere Kundenrezensionen, besseres Rating auf Tripadvisor, mehr Sterne, mehr Ruhm etc. Such dir einen Wettkampf aus. Köche werden daran teilnehmen.

8. Wir machen Essen zum Zentrum unseres Lebens

Köche lesen darüber, sie reden darüber, sie kaufen es, sie arbeiten damit, regen sich darüber auf, bestehen darauf, dass andere es genauso lieben, wie sie. Sie planen ihre gesamte Zeit danach und haben das Gefühl, dass Essen ihre Berufung ist.

9. Wir werden ständig von Menschen frustriert, denen Essen nicht genauso viel bedeutet, wie uns

Da Köche Essen als das Zentrum ihres Lebens betrachten macht es für sie natürlich nur Sinn, dass jeder andere in der Küche, im Restaurant, im Hotel, in der Familie und im Freundeskreis genauso fühlt. Wenn sie nicht genauso fühlen, dann wird der Koch sie auf einem gewissen Level nicht ernst nehmen.

10. Wir werden Nächte lang geplagt, wenn uns ein Fehler unterlaufen ist

Köche machen Fehler. Viele Fehler. Wie jeder andere auch. Im Großen und Ganzen sind die meisten Fehler nur sehr klein und die positiven Dinge überwiegen meist die Fehler. Wenn 198 Gäste völlig begeistert vom Essen und dem Ambiente waren und 2 weitere sich über eine Kleinigkeit beschweren, dann vergisst der Koch ganz schnell die 198. Jede Emotion dreht sich dann um diese 2 Personen: Ärger, Angst, Enttäuschung, Scham, Schmerz und alles andere, was ihm vom Schlafen abhält.

11. Wir haben das Gefühl, dass wir immer den Starken spielen müssen, obwohl wir eigentlich ziemlich sensibel sind

Gott bewahre, dass ein Koch jemals eines dieser Gefühle zeigt. Außer Wut und Zorn, dass sieht man häufiger. Wir denken, wenn wir diese Gefühle zeigen, dass unsere Kollegen uns als schwach sehen. Also sind Köche entweder abgeklärt oder verstecken ihre Schwäche hinter einem Wutausbruch.

12. Wir lieben und hassen unsere Arbeit im selben Augenblick

Setz dich mit einem Koch zusammen und sprich mit ihm über seinen momentanen Zustand. Du wirst wahrscheinlich sehr verwirrt aus dem Gespräch gehen. Zuerst werden sie über all die Probleme und negativen Seiten des Berufs sprechen. Wie der Beruf ihre Psyche killt und wie schwer die Arbeit doch sei. Doch im nächsten Moment lächeln sie und erklären dir wie sehr sie ihren Job und ihre Leidenschaft lieben und wie schön es ist, sagenhafte Gerichte zu kreieren.

 

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