Wir alle waren geschockt, als wir vom Tod von Benoît Violier (44) erfahren haben. Der Küchenchef des „Hôtel de Ville“ in Crissier/Schweiz hat sich in seiner Wohnung mit einer Schusswaffe selbst das Leben genommen. Beispiele, wie ihn gibt es unzählige. 2003 hat sich z.B. Bernard Loiseaus ebenfall mit einer Schusswaffe das Leben genommen. Ein kometenhafter Aufstieg endete in seiner Verzweiflungstat. Doch warum wird diesen Personen ihre Leidenschaft zum Verhängnis?

Warum?

Eine Frage, die uns alle beschäftigt, ist das Warum. Warum nehmen sich erfolgreiche Menschen auf der Höhe ihres Seins das Leben? Warum treibt jemanden seine Leidenschaft, seine Passion bis in den Tod und warum passiert das immer und immer wieder?

Die Antwort auf diese Fragen ist nicht einfach und es ist eine Kombination aus persönlicher Veranlagung und Umwelt. Die meisten Köche leben ihren Job. Diese Leidenschaft ist es, die sie überhaupt nach ganz oben bringt. Sie ist es auch, die jemanden durchhalten lässt, durch die harten Jahre der Ausbildung, die Zeit, in der man sich Schritt für Schritt die Karriereleiter nach oben kämpft. In dieser Zeit ist der Beruf zur Berufung geworden und nimmt das ganze Leben ein.

Diese Zeiten sind hart, aber die Leidenschaft zum Beruf und die liebe zum Kochen, lässt einen diese Zeit überstehen. Die Unbeschwertheit der Jugend tut ihr übriges. Irgendwann kommen Hauben und Sterne dazu und der Druck wird größer und umso größer der Druck wird, umso mehr lässt die Leidenschaft nach. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, in dem der Druck die Leidenschaft völlig verdrängt hat und der Druck es ist, der das tägliche Leben bestimmt. Das kann für einige Zeit gut gehen, aber auf Dauer hält das niemand aus. Das Endet dann in der Kündigung, Burn-Out oder im allerschlimmsten Fall im Selbstmord.

Rettungsanker Arbeitgeber

Leider gibt es genügend Suizide in der Küche, aber es gibt noch ungleich mehr Menschen, die an einer Depression erkrankt sind und jahrelang unter dem enormen Druck leiden. In vielen Fällen ist dieser Prozess schleichend und erst spät erkennt man erste Anzeichen einer Depression. Hier sind die Unternehmen gefordert. Diese müssen den Druck so balancieren, dass er für ihre Mitarbeiter erträglich ist. Anzeichen einer Depression müssen ernst genommen werden und jedes Unternehmen muss sich demonstrativ hinter ihren Mitarbeitern stellen, die an einer Depression erkrankt sind.

Doch warum muss man es eigentlich soweit kommen lassen? Ist es nicht möglich für Gastro Unternehmen, ihren Mitarbeitern ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in der der Druck auf einem ertragbaren Level gehalten werden kann? Arbeitgeber haben die Aufgabe, ihren Mitarbeitern ein Umfeld zu schaffen, in denen sie vernünftig Arbeiten und auf der anderen Seite auch erholen können. Das fängt bei der Arbeitszeit an. Die Arbeitstage sind lang, aber diese müssen auch ausgeglichen werden. Sei es durch freie Tage oder einen Urlaub, in denen ihre Mitarbeiter wieder ihre Akkus aufladen können. Geld darf hier niemals eine Rolle spielen.

Es ist endlich an der Zeit, dass nicht nur Anforderungen an die Mitarbeiter sondern auch ihre Möglichkeiten im Unternehmen und das gebotene Umfeld im Fokus stehen. Es geht nicht nur darum Sterne als Restaurant zu bekommen, sondern darum Sterne als guter Arbeitgeber zu verdienen.

Hier muss sich etwas ändern. Wir werden unseren Teil dazu beitragen und bereiten deswegen eine große Änderung auf unserer Plattform vor! Wir alle sind Gastronomie und wir alle müssen dazu beitragen, damit es auch eine lebens- und liebenswerte Branche bleibt und damit die Leidenschaft auch Leidenschaft bleibt und nicht zur Hölle wird.

 

Bild: Mario Calvo (unsplash)

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